Wachs ist nicht gleich Wachs. Ob du klassische Kerzen gießt oder aromatische Waxmelts herstellst – die Wahl des Wachses beeinflusst Brennverhalten, Duftabgabe, Optik und Verarbeitung. In diesem Beitrag stelle ich dir die gängigsten Wachstypen vor: Paraffin, Stearin, Sojawachs, Rapswachs, Olivenwachs, Sheawachs, Bienenwachs, Kokoswachs und Paraffingel. Außerdem zeige ich dir Vor- und Nachteile und gebe praxisnahe Tipps aus meiner eigenen Herstellung.
🔬 Wachs ist nicht gleich Wachs – worin liegen die Unterschiede?
Jedes Wachs hat seinen eigenen Charakter: Herkunft, Schmelzpunkt, Duftbindung, Oberflächenverhalten und Optik unterscheiden sich teils deutlich. Einige Wachse duften natürlich, andere sind völlig neutral. Manche schrumpfen beim Abkühlen stark – es entstehen kleine „Löcher“ oder Einbuchtungen. In solchen Fällen hilft es, etwas mehr Wachs zu gießen oder nachzufüllen, sobald die erste Schicht leicht angezogen ist.
🌡️ Verarbeitung & Schmelzpunkte
- Hoher Schmelzpunkt: ergibt härtere, langlebige Kerzen – oft ideal für Stumpenkerzen.
- Niedriger Schmelzpunkt: sorgt für weiche Waxmelts oder Containerkerzen, die Duft besser freisetzen.
- Schrumpfverhalten: Je nach Wachs unterschiedlich – bei Paraffin und einigen Pflanzenwachsen kann Nachgießen nötig sein.
🧴 Paraffin
Paraffin ist ein mineralisches Wachs, das aus Erdöl gewonnen wird. Es ist seit Jahrzehnten das Standardwachs in der Kerzenindustrie.
- Vorteile: sehr gute Duftabgabe (Hot & Cold Throw), brillante Farben, glatte Oberfläche, preiswert und leicht zu verarbeiten.
- Nachteile: nicht nachhaltig, kann bei schlechter Qualität Ruß bilden oder leicht riechen, weniger beliebt bei umweltbewussten Anwendern.
🔥 Stearin
Stearin ist ein pflanzliches oder tierisches Fett, das häufig mit Paraffin gemischt wird, um Kerzen härter und opaker zu machen.
- Vorteile: verlängert die Brenndauer, sorgt für saubere Flamme, stabilisiert Paraffinmischungen.
- Nachteile: pur schwer zu verarbeiten, neigt zu Rissen, kann bei tierischer Herkunft für Veganer ungeeignet sein.
🌱 Sojawachs
Sojawachs ist ein pflanzliches, nachhaltiges Wachs, das aus Sojabohnenöl hergestellt wird. Besonders beliebt für Containerkerzen und Waxmelts.
- Vorteile: biologisch abbaubar, gute Duftbindung, gleichmäßiges Abbrennen, samtige Oberfläche.
- Nachteile: empfindlich gegenüber Temperaturunterschieden, kann „Frosting“ (weiße Kristalle) bilden, längere Aushärtungszeit.
🌾 Rapswachs
Rapswachs wird aus heimischem Rapsöl gewonnen und ist damit eine besonders nachhaltige Alternative mit kurzer Transportstrecke.
- Vorteile: regional, vegan, gute Duftfreisetzung, fest und cremig zugleich, sehr feine Oberfläche.
- Nachteile: kann bei zu heißem Gießen Löcher bilden, empfindlich beim Abkühlen, etwas schwieriger zu färben.
🫒 Olivenwachs
Olivenwachs ist noch recht neu auf dem Markt. Es wird aus den Rückständen der Olivenölproduktion gewonnen und hat eine cremige Textur.
- Vorteile: pflanzlich, sanfter natürlicher Duft, gute Mischbarkeit mit anderen Wachsen, schöne cremige Farbe.
- Nachteile: relativ teuer, geringere Duftabgabe als Soja oder Paraffin, teilweise schwer zu beschaffen.
🥥 Kokoswachs
Kokoswachs wird aus dem Öl der Kokosnuss hergestellt. Es ist weich, cremig und gilt als Premium-Wachs für Duftkerzen.
- Vorteile: exzellente Duftabgabe, sehr glatte Oberfläche, lange Brenndauer, ideal für Containerkerzen.
- Nachteile: weich und temperaturanfällig, teuer, meist nur in Mischungen erhältlich.
🐝 Bienenwachs
Bienenwachs ist das älteste bekannte Kerzenwachs. Es entsteht natürlich im Bienenstock und hat einen charakteristischen, warmen Duft.
- Vorteile: 100 % natürlich, sauberer Abbrand, fester Stand, angenehmer Honigduft, keine Zusatzstoffe nötig.
- Nachteile: teuer, nicht vegan, kann natürliche Farb- und Geruchsschwankungen haben.
💧 Paraffingel
Paraffingel (auch Gelwachs genannt) besteht aus Mineralöl und Polymerharzen. Es ist transparent und wird oft für dekorative Glaskerzen verwendet.
- Vorteile: transparent, ideal für eingeschlossene Deko (Muscheln, Blumen etc.), sehr lange Brenndauer.
- Nachteile: schwieriger zu färben, benötigt spezielle Dochte, empfindlich bei Überhitzung.
⚖️ Vergleich & Fazit
Jedes Wachs hat seine Daseinsberechtigung – die richtige Wahl hängt von deinem Projekt ab:
- Für nachhaltige Waxmelts: Soja-, Raps- oder Kokoswachs.
- Für klare Farben & starke Düfte: Paraffin oder Paraffingel.
- Für natürliche Duftkerzen: Bienenwachs oder Olivenwachs.
- Für stabile Mischungen: Stearin oder Kokos als Zusatz.
Experimentiere ruhig mit Mischungen! Oft ergeben sich durch das Kombinieren von Wachstypen bessere Ergebnisse – etwa Soja + Kokos oder Paraffin + Stearin. Achte dabei auf Schmelzpunkte, Gießtemperatur und Nachfüllverhalten, um „Sinklöcher“ beim Abkühlen zu vermeiden.
✨ Mein Tipp zum Schluss
Wenn du mit neuen Wachsen arbeitest, teste zuerst eine kleine Menge. Jede Charge kann sich leicht anders verhalten. Notiere dir Temperatur, Duftanteil und Gießverhalten – so findest du dein perfektes Rezept schneller. Und denk daran: Wachs ist nicht gleich Wachs – aber jedes kann auf seine Weise glänzen!
💬 Hast du Fragen zu den verschiedenen Wachssorten oder zur Verarbeitung?
Schreib mir gern über das Kontaktformular oder per E-Mail – ich freue mich auf den Austausch mit dir!

