Das klassische Seifensieden, auch bekannt als Cold Process, ist eine wunderbare Methode, um pflegende, individuelle Seifen mit natürlichen Ölen herzustellen. Es ist ein faszinierender Prozess, der dir unzählige Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Doch es braucht Respekt vor der Natronlauge und ein wenig Wissen über Chemie und die Reifung, um sichere und schöne Ergebnisse zu erzielen. Lass uns gemeinsam die wichtigsten Schritte durchgehen!
🧪 Sicherer Umgang mit Natronlauge
Der Umgang mit Natriumhydroxid (NaOH), auch Ätznatron oder kaustische Soda genannt, ist das Herzstück des Verseifungsprozesses – und erfordert höchste Vorsicht. NaOH ist stark ätzend und kann bei Kontakt schwere Verätzungen verursachen.
Deshalb ist es absolut unerlässlich:
- Sicherheitskleidung tragen: Immer Handschuhe (möglichst lange Nitrilhandschuhe), eine Schutzbrille und lange Ärmel tragen.
- Gut lüften: Arbeite ausschließlich in einem gut belüfteten Raum oder sogar im Freien.
- Ablauf beachten: Gib IMMER das NaOH langsam in das Wasser – niemals umgekehrt! Sonst kann eine gefährliche chemische Reaktion (Spritzer, starke Hitze) entstehen. Stell dir vor: „Erst das Wasser, dann das NaOH – niemals umgekehrt!“
- Bereitschaft: Halte immer Essig bereit, um eventuelle Laugespritzer sofort zu neutralisieren.
⚖️ Rezeptur anpassen – Warum eigentlich?
Jede Ölsorte hat andere Eigenschaften und beeinflusst die finale Seife maßgeblich. Manche Öle machen die Seife hart, andere pflegend, wieder andere erzeugen schönen Schaum. Ohne die richtige Balance kann deine Seife zu weich werden, rissig sein, schlecht schäumen oder sogar ranzig werden.
Die Lösung: Der Seifenrechner!
Nutze einen Seifenrechner (online verfügbar), um deine Rezeptur genau zu planen. Dort gibst du die verwendeten Öle und Fette ein und der Rechner ermittelt die exakte Menge an NaOH und Wasser, die du benötigst. So kannst du den Fettanteil (Überfettung) und die gewünschte Konsistenz deiner Seife präzise steuern und unschöne Überraschungen vermeiden.
👃 Duft und Farbe gezielt einsetzen
Auch beim Duft und der Farbe gibt es beim Cold Process einiges zu beachten. Ätherische Öle können sich leicht verflüchtigen oder den Andickprozess deiner Seife (den sogenannten „Trace“) stark beschleunigen. Auch manche Duftöle reagieren unerwartet. Stichworte wie „Soap-on-a-stick“ (wenn die Seife so schnell andickt, dass sie am Stabmixer kleben bleibt) sind der Horror jedes Seifensieders!
Meine Empfehlungen für Duft und Farbe:
- Testcharge machen: Mache immer eine kleine Testcharge, bevor du eine große Menge Seife siedest. So siehst du, wie sich der Duft verhält und ob die Seifenmasse schnell andickt. Alternativ wähle Düfte, die bekanntermaßen langsamer andicken.
- Farben vorbereiten: Wenn du deine Seife färben möchtest, löst du die Farben am besten im größten Ölanteil deines Rezepts vor. Beispiel: Bei 500g Olivenöl und 200g Kokosöl rührst du die Farbe im Olivenöl an.
- Naturfarben beachten: Bei Naturfarben wie Krappwurzelpulver oder Aktivkohle bedenke, dass diese oft sehr intensiv sind und das Ergebnis von Charge zu Charge leicht variieren kann. Beachte außerdem, dass nicht jede Naturfarbe lichtecht ist und die Farbe deiner Seife mit der Zeit, besonders bei Lichteinwirkung, verblassen kann.
⏳ Geduld lohnt sich: Die Reifezeit
Auch wenn deine Seife nach dem Sieden fest und bereit aussieht – der Prozess ist noch nicht abgeschlossen! Sie muss reifen, in der Regel mindestens 4 Wochen.
Was während der Reifezeit passiert:
- pH-Wert sinkt: Die Seife wird milder und hautfreundlicher.
- Wasser verdunstet: Die Seife wird härter, langlebiger und ergiebiger.
- Pflegestoffe entfalten sich: Die pflegenden Eigenschaften der Öle kommen besser zur Geltung.
Optimale Lagerung: Lass deine Seifen während der Reifezeit bei Raumtemperatur auf einem Gitter oder in Kartons mit guter Luftzufuhr trocknen. Drehe sie regelmäßig, damit sie gleichmäßig aushärten.
👉 YouTube-Video zum Thema „Wie man eine Naturseife siedet“ ansehen